Von Ausbeutung bis Zuneigung: Das Verhältnis zwischen Mensch und Tier ist widersprüchlich. Hauskatzen werden verhätschelt, Hühner geschlachtet, Igel gerettet und Hunde erzogen. Mit einer Vernissage lancierte das Naturama Aargau am Donnerstag, 28. September 2023, «ICH TIER WIR – Eine sonderbare Beziehung». Die Sonderausstellung im Aarauer Naturmuseum lädt bis am 7. Juli 2024 dazu ein, die eigene Haltung zu Tieren zu reflektieren.
Viel Platz für eigene Gedanken
Acht Module beleuchten verschiedenste Perspektiven der Mensch-Tier-Beziehung: Es geht um die enge Bindung zu Haustieren, den oft unbemerkten Tod von Wildtieren und den teils befremdlichen Umgang mit Nutztieren. Das Museumspublikum wird aufgefordert, eigene Antworten auf Fragen zu finden; beispielsweise «Welche Rechte sollen Tiere haben?» oder «Wann fühlst du dich mit Tieren verbunden?». Besucher:innen sollen über ihre Werte und Handlungen nachdenken. Film- und Tonaufnahmen, Fakten, Fotos oder Präparate sowie kunst- und kulturhistorische Objekte sorgen für ein abwechslungsreiches Ausstellungserlebnis.
«Etwas experimentell, teilweise sogar leicht provokativ»
ICH TIER WIR hält Menschen den Spiegel vor, will dabei aber neutral bleiben. Die Idee und Umsetzung stammt von Peter Kuntner des Aarauer Szenografiebüros fischteich. Der Ausstellungsmacher betont: «Wir wollen den Besuchenden nichts beibringen. Wir möchten sie verschiedenen Situationen aussetzen und Dinge zeigen, die wertfrei sind. Natürlich wird es etwas auslösen, sich mit dem eigenen Verhältnis zu Tieren zu beschäftigen.» Eine solche Ausstellung sei für das Naturama Neuland, meint Dr. Jasmin Winkler, Bereichsleiterin Museum und Sammlungen: «Wir sind deshalb besonders gespannt auf die Reaktionen unserer Gäste. Etwas experimentell, teilweise sogar leicht provokativ trifft ICH TIER WIR den aktuellen Zeitgeist. Jede Person hat eine eigene Beziehung zu Tieren – das bietet viel Gesprächsstoff.»
Nachhaltiges Ausstellungskonzept
Für ICH TIER WIR konnte Sperrholz aus der Naturama-Sonderausstellung «FRAGILE - gesammelt, gejagt, erforscht» von 2018 wiederverwendet werden. Dazu wurden rund 6000 Schrauben entfernt, um das Material für neue Module in Faltpapier-Optik zu nutzen. «Die mit biologisch pigmentiertem Hartöl bestrichenen Sperrhölzer haben eine lebendige Struktur, die an Tierfell erinnert», erklärt Peter Kuntner.
Abwechslungsreiche Begleitveranstaltungen für Erwachsene und Kinder
Im Zusammenhang mit der Sonderausstellung bietet das Naturama vielfältige Veranstaltungen für alle Altersgruppen. Das Angebot zu ICH TIER WIR beinhaltet Diskussionsrunden, Exkursionen, Familienevents, Führungen, Kindernachmittage, Kochkurse und Weiterbildungen für Lehrpersonen. Geführte Besichtigungen für Gruppen und Schulklassen ermöglichen eine vertiefte Auseinandersetzung mit der Mensch-Tier-Beziehung. Didaktisch aufbereitete Forschungshefte dienen als roter Faden für den Besuch des ausserschulischen Lernortes Naturama.
Angelehnt an die Thematik der Sonderausstellung sind verschiedene Museumsbereiche erneuert worden: In der «Galerie Helix» im Treppenhaus dokumentiert eine Fotoreihe von Fabienne Gantenbein die Geburt, das Leben und den Tod zweier Ziegen auf einem Schweizer Bauernhof. Für das «Mitmach-Museum» kreierten Schulkinder mit und ohne Beeinträchtigung in Inklusions-Workshops mit LED-Bändern leuchtende Tiersilhouetten. Im «Naturlabor» können Fantasietiere aus Papier gebastelt und ausgestellt werden. Und der «Fotomat» bietet die Möglichkeit für einmalige Fotos der Besucher:innen in Tierkostümen.
www.naturama.ch/tier